Der Feuersalamander wird auf der Roten Liste Bayern als "gefährdet" geführt, drei Faktoren machen es ihm besonders schwer: Sein Lebensraum geht verloren oder wird beeinträchtigt – etwa durch Straßen –, der Klimawandel verändert die Bedingungen, die er zum Leben braucht, und der eingeschleppte Hautpilz Bsal verursacht tödliche Hautveränderungen. Doch es gibt Möglichkeiten, den Tieren zu helfen. Retten wir den Feuersalamander!
Ein Merkblatt für Praktiker wie Waldbesitzer und Förster
Seit Juli 2024 steht interessierten Waldbesitzern ein umfassendes Merkblatt zur Verfügung. Es wurde gemeinsam von Mitarbeiterinnen der Bayerischen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft (LWF) und dem Artenhilfsprogramm erstellt.
Es wendet sich an Praktiker und Naturschutzinteressierte.
Hier zum download:
https://www.lwf.bayern.de/mam/cms04/service/dateien/mb58_feuersalamander_rz_web_bf.pdf
Quellen wurden in den vergangenen Jahrzehnten oft eingefasst, die Quellbäche in Rohre gelegt – oder sie werden gar mit Abfällen verfüllt. Die Feuersalamanderweibchen können ihre Larven dort dann nicht mehr absetzen. Wo Ackerflächen in der Nähe sind, ist das Wasser schon überdüngt, bevor es an die Oberfläche kommt. Es bilden sich Algenwatten und den Larven fehlt der Sauerstoff zum Atmen. Manchmal säumen dichte Fichtenforste in Monokulturen den Bach und ihre Nadeln übersäuern das Wasser.
Der Ausbau des Verkehrsnetzes geht weiter, mit jeder Straße steigt das Risiko: Kreuzen Feuersalamander auf ihren Wanderungen zum Laichgewässer die Verkehrswege, kommt es gerade in feuchten Nächten zu hohen Verlusten. Vor allem im zeitigen Frühjahr, wenn viele Weibchen gleichzeitig die Gewässer aufsuchen, können auch wenig befahrene Straßen zum Problem werden. Schon Randsteine können für die Salamander – anders als für Kröten und Frösche – zum unüberwindlichen Hindernis werden. Dasselbe gilt für Betonschächte oder Abflussrohre, die zur tödlichen Falle werden können.
Der menschengemachte Klimawandel bedroht kaum eine Tierklasse so stark wie die Amphibien – überall auf der Welt. Ihre Haut braucht Feuchtigkeit, um den Körper vor Austrocknung und schädlichen Keimen zu schützen. Und die allermeisten Amphibien sind zur Fortpflanzung auf Gewässer angewiesen. Auch in Bayern häufen sich schneearme Winter und trockene Perioden während der Hauptfortpflanzungszeit des Feuersalamanders. Flächenversiegelung und moderne Landnutzung erschweren ebenfalls die Neubildung von Grundwasser. Quellbäche und andere Kleingewässer fallen immer häufiger trocken. Die Salamanderlarven schaffen es dann nicht mehr, ihre Entwicklung im Wasser abzuschließen. So kann in manchen Jahren in einigen Gewässern die Fortpflanzung ganz ausfallen. Das schwächt die Populationen und kann auf Dauer zum Aussterben führen.
Krankheiten bedrohen die Amphibienbestände überall auf der Welt. Das ist einer der Gründe, warum Amphibien die am stärksten bedrohte Wirbeltier-Klasse sind.
Ein vermutlich aus Asien stammender und eingeschleppter Pilz verbreitet sich zudem seit einigen Jahren in Mitteleuropa. Neben dem Feuersalamander befällt er auch Molcharten. Sein Name: Batrachochytrium salamandrivorans – oder kurz: Bsal. Er befällt die empfindliche Haut der Lurche, verursacht Geschwüre bzw. "frisst" Löcher hinein (siehe Foto). Die Tiere werden lethargisch und sterben innerhalb weniger Tage, im Frühstadium sehen befallene Tiere allerdings gesund aus.
Wer eine ungewollte Ausbreitung des Pilzes bremsen möchte, sollte als erstes darauf verzichten, die Tiere zu berühren. Wenn es dennoch nötig ist, einen Salamander zu berühren, helfen insbesondere Handschuhen aus Nitril. Darüber hinaus können die Schuhe und (Fahrrad)Reifen mit 70prozentigem Alkohol und zwei Minuten Einwirkzeit desinfiziert werden, um eventuell vorhandene Pilzsporen abzutöten. Mit Brennspiritus und einer Sprühflasche aus dem Baumarkt geht das ganz einfach: es müssen nur 7 Teile Spiritus mit 3 Teilen Wasser gemischt werden.
2010 wurde Bsal in Holland entdeckt, dort führte er zu einem Bestandseinbruch von bis zu 96 Prozent. Mittlerweile ist der Pilz auch in Belgien, Luxemburg, Spanien und Nordrhein-Westfalen nachgewiesen und man weiß, dass er schon 2004 in der Eifel aufgetreten ist. Im Mai 2020 wurde im Steigerwald bei Bamberg der erste infizierte Feuersalamander in Bayern entdeckt. Derzeit bleibt vor allem die Hoffnung, dass die Natur selbst eine Lösung findet, zum Beispiel über die Entwicklung von Resistenzen. Im Rahmen des Artenhilfsprogramm Feuersalamander werden die bayerischen Populationen des Feuersalamanders auch auf eine Infektion mit Bsal hin untersucht – glücklicherweise konnten bisher keine neuen Ausbruchsorte der Krankheit festgestellt werden.
Neben dem Schutz der Lebensräume sieht das Programm weitere Maßnahmen vor, es wurde unter anderem auch eine Machbarkeitsstudie für die Erhaltungszucht des Feuersalamanders erstellt. Dies kann ein wichtiger Pfeiler für die Erhaltung der Art sein.
Sorgen wir für intakte Lebensräume des Feuersalamanders, damit dort große, gesunde Populationen leben können. Das betrifft Fortpflanzungsgewässer ebenso wie Landlebensräume, und nicht zuletzt die gefährdeten Wanderwege der Feuersalamander.
Bleiben Sie im Wald möglichst auf den ausgewiesenen Wegen und Pfaden, lassen Sie Ihren Hund an der Leine und betreten Sie Bäche und Tümpel nicht.
Vermeiden Sie es, Feuersalamander oder andere Amphibien anzufassen, so vermeiden Sie es den Hautpilz Bsal oder andere Krankheiten zu übertragen. Die Haut der Tiere ist zudem ein empfindliches Organ, das leicht geschädigt werden kann.
Wenn Sie sich einer Region aufhalten, die als Lebensraum für den Feuersalamander in Frage kommt: Reinigen Sie Ihre Schuhe gut und desinfizieren Sie diese wenn möglich mit 70%igem Ethanol, bevor Sie das Feuersalamandergebiet verlassen. So verhindern Sie, den Pilz ungewollt zu übertragen.
Von den Amphibienarten, die im Freistaat vorkommen, gelten laut Roter Liste Bayern (Stand 2019) zehn Arten als gefährdet, stark gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht (Kategorien 1-3). Zwei weitere Arten – Springfrosch und Teichmolch – stehen auf der Vorwarnliste (V). Die Bedrohungsfaktoren sind dabei oft dieselben wie beim Feuersalamander, der Schutz von Lebensräumen und Amphibienwanderwegen über das Artenhilfsprogramm Feuersalamander kommt damit auch anderen Arten zugute. Insbesondere Quellbäche und intakte, naturnahe Wälder sind empfindliche Ökosysteme, die generell wichtig für unsere Artenvielfalt sind.